Discussion:
Rhein in Flammen: Ladungsgröße, Koordination und Sicherheit
(zu alt für eine Antwort)
Ingo Thies
2007-05-06 12:09:18 UTC
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Hi,

In der Hoffnung, dass noch nicht alle ernsthaften Schreiber und Leser
von der jüngsten Trollinvasion vergrault worden sind, hier nochmal eine
ernsthafte Anfrage eines interessierten Laien:

Gestern habe ich wieder das "Rhein-in-Flammen"-Feuerwerk genießen
dürfen. Neben der aufwendigen Koordination zur Musik haben mich auch die
sicht-, hör- und spürbaren Effekte einzelner Bomben beeindruckt.
Gleich zu Beginn gab es einen großen Blitzknall-Effekt, der AFAIK sogar
der lauteste Knall im ganzen Feuerwerk war. Der Blitz hinterließ ein
Nachleuchten in meinen Augen von schätzungsweise 1-2 Vollmondscheiben
Durchmesser. Bei ca. 300-400 m Raumdiagonale Entfernung, geschätzt
anhand der Schallverzögerung (ca. 1 s), entspricht das einem Feuerball
von 3-8 m Durchmesser. Der Knall war nicht nur hörbar (sehr "voluminös",
als mit reichlich "Bass", aber dennoch scharf), sondern auch spürbar am
ganzen Körper. Ich bilde mir sogar ein, einen schwachen Windstoß gespürt
zu haben etwa in der Art, wenn man als Beifahrer im Auto sitzt (rechte
Tür/Fenster offen) und der Fahrer die Fahrertür zuschlägt.

Frage: Wie groß mag wohl diese BK-Ladung gewesen sein? Welche Gewichte
bekommt man mit den typischen Abschussrohren maximal in den Himmel
(immerhin muss das Rohr ja den gewaltigen Druck und die Bombe die
Beschleunigung) aushalten.

Noch eine Frage zur Koordination: Die Effekte sollen ja möglichst gut
zur Musik koordiniert werden. Ich nehme mal an, dass die Koordination
hauptsächlich bezüglich der optischen Effekte und der Musik geschieht,
so dass Laufzeitverzögerungen allenfalls der Lautsprecher zum Publikum
auftreten. Inwiefern werden aber auch die (die Musik deutlich
übertönenden) Geräusche der Bomben da mit einbezogen? Oder sind die mehr
ein unvermeidbarer Nebeneffekt, der aber bei der zeitlichen Abfolge eher
von untergeordneter Bedeutung ist?

Schließlich noch: Ich hatte den Eindruck, dass die Kugelbomben nicht
senkrecht vom Abschussschiff (ich vermute, es war ein Frachter, der vor
dem Rheinufer festgemacht hat; oder wurden auch Effekte von Land aus
abgeschossen?), sondern schräg in Richtung der Zuschauer geschossen
wurden. Darauf deutet auch die geschätzte Entfernung hin (das Rheinufer
war nämlich eher 400-500m entfernt, wenn ich meinen Standort nicht grob
falsch in Erinnerung habe). Wenn ja, inwieweit gibt es dabei
sicherheitstechnische Bedenken? Man stelle sich vor, eine Kugelbombe
zündet nicht planmäßig, sondern erst verspätet, etwa wenn sie sich
bereits dicht über über den Köpfen der Zuschauer oder gar schon am Boden
befindet. Versucht man, die ballistische Flugbahn in ungefährliche
Gebiete (z.B. eines der vielen Gewässer in der Rheinaue) zu lenken,
damit ein etwaiger Blindgänder im Idealfall einfach ins Wasser fällt?
--
Gruß,
Ingo
Bodo Mysliwietz
2007-05-06 12:33:38 UTC
Permalink
Post by Ingo Thies
In der Hoffnung, dass noch nicht alle ernsthaften Schreiber und Leser
von der jüngsten Trollinvasion vergrault worden sind,
Iwo.
Post by Ingo Thies
Gleich
zu Beginn gab es einen großen Blitzknall-Effekt, der AFAIK sogar der
lauteste Knall im ganzen Feuerwerk war. Der Blitz hinterließ ein
Nachleuchten in meinen Augen von schätzungsweise 1-2 Vollmondscheiben
Durchmesser.
ja wenn mein Aloholpegel hoch ist fahren die sogar Karoussell.
Post by Ingo Thies
Bei ca. 300-400 m Raumdiagonale Entfernung, geschätzt
anhand der Schallverzögerung (ca. 1 s), entspricht das einem Feuerball
von 3-8 m Durchmesser. Der Knall war nicht nur hörbar (sehr "voluminös",
als mit reichlich "Bass", aber dennoch scharf),
Die Beschreibung liest sich gut.
Post by Ingo Thies
sondern auch spürbar am
ganzen Körper. Ich bilde mir sogar ein, einen schwachen Windstoß gespürt
zu haben etwa in der Art, wenn man als Beifahrer im Auto sitzt (rechte
Tür/Fenster offen) und der Fahrer die Fahrertür zuschlägt.
War das vielleicht eine Supernova im Universum ;-)
Post by Ingo Thies
Frage: Wie groß mag wohl diese BK-Ladung gewesen sein?
Vielleicht war es nichtmal ein konventioneller BK-Satz.
Post by Ingo Thies
Welche Gewichte
bekommt man mit den typischen Abschussrohren maximal in den Himmel
(immerhin muss das Rohr ja den gewaltigen Druck und die Bombe die
Beschleunigung) aushalten.
Ich weiß nicht was in D so als Obergrenze erlaubt ist. Aber wenn man
einigen Reportagen über internationale Feuerwerkerrei glauben schenken
darf, gehen die Kaliber so weit rauf das Melonen und Kürbis
vergleichsweise klein sind.

Die Frage aus meiner Sicht wäre folgende. Wie groß kann ein BKS max.
sein um Ihn noch ohne Frühzündung (im Rohr) so hoch zu schiessen?
Post by Ingo Thies
Schließlich noch: Ich hatte den Eindruck, dass die Kugelbomben nicht
senkrecht vom Abschussschiff (ich vermute, es war ein Frachter, der vor
dem Rheinufer festgemacht hat; oder wurden auch Effekte von Land aus
abgeschossen?), sondern schräg in Richtung der Zuschauer geschossen
wurden. Darauf deutet auch die geschätzte Entfernung hin (das Rheinufer
war nämlich eher 400-500m entfernt, wenn ich meinen Standort nicht grob
falsch in Erinnerung habe).
Ob man schräg vom Ufer geschossen hat müßtest Du doch am besten gesehen
haben. Ich zumindest beobachte auch wie und von wo man (alles) abschießt.
Post by Ingo Thies
Wenn ja, inwieweit gibt es dabei
sicherheitstechnische Bedenken? Man stelle sich vor, eine Kugelbombe
zündet nicht planmäßig, sondern erst verspätet, etwa wenn sie sich
bereits dicht über über den Köpfen der Zuschauer oder gar schon am Boden
befindet.
Habe ich einmal gesehen - heftig.
Afaik hat der Pyrotechniker heutzutage Windrichtung, Windstärke und
balistische Fluglinie so zu betrachten das nichts direkt und ungezündet
in die Zuschaer fällt.
Post by Ingo Thies
Versucht man, die ballistische Flugbahn in ungefährliche
Gebiete (z.B. eines der vielen Gewässer in der Rheinaue) zu lenken,
damit ein etwaiger Blindgänder im Idealfall einfach ins Wasser fällt?
Jups, das meinte ich.

BTW1: Wie war denn der gesamteindruck des Spektakels? Welche Dauer?
Ich hatte das erst gesetrn Mittag vernommen und hatte meine Überlegungen
dort hin zu fahren wieder fallen gelassen. Für eine vernünftige
Anreiseplanung mit parken ausserhalb und ÖPNV war es mir zu knapp.

BTW2: Gibt es eine Seite/Forum wo Feuerwerkevents, möglichst Bundesweit,
zuverlässig und umfangreich eingepflegt sind?
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Eric Jost
2007-05-06 15:00:23 UTC
Permalink
Post by Bodo Mysliwietz
BTW2: Gibt es eine Seite/Forum wo Feuerwerkevents, möglichst Bundesweit,
zuverlässig und umfangreich eingepflegt sind?
Probier mal feuerwerk-kalender.de. ;)
Oder bei feuerwerk-forum.de

Gruß Eric
--
"We can produce in air sounds as loud as thunder
and flashes bright as lightning"
(Roger Bacon)
Bodo Mysliwietz
2007-05-12 19:21:30 UTC
Permalink
Post by Eric Jost
Post by Bodo Mysliwietz
BTW2: Gibt es eine Seite/Forum wo Feuerwerkevents, möglichst Bundesweit,
zuverlässig und umfangreich eingepflegt sind?
Probier mal feuerwerk-kalender.de. ;)
Oder bei feuerwerk-forum.de
Demnach ist nicht nur NRW sondern vor allem das Ruhrgebiet eine
pyrotechnische Steppe :-(

Dabei gibt es in der Region auch zahlreiche kleinere und größere
Ereignisse mit kleinen und großen Feuerwerken. Betrachtet man das ganze
Bundesweit, müßten in so einem Kalender eigentlich 1000de Events
gelistet sein.
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Eric Jost
2007-05-13 14:54:51 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Eric Jost
Probier mal feuerwerk-kalender.de. ;)
Oder bei feuerwerk-forum.de
Demnach ist nicht nur NRW sondern vor allem das Ruhrgebiet eine
pyrotechnische Steppe :-(
Tsa, pech gehabt ;)
Post by Bodo Mysliwietz
Dabei gibt es in der Region auch zahlreiche kleinere und größere
Ereignisse mit kleinen und großen Feuerwerken. Betrachtet man das ganze
Bundesweit, müßten in so einem Kalender eigentlich 1000de Events
gelistet sein.
also: mitmachen bei dem Kalender, so wird der langsam vollständiger!

Gruß Eric
--
"We can produce in air sounds as loud as thunder
and flashes bright as lightning"
(Roger Bacon)
Ralph A. Schmid, dk5ras
2007-05-14 06:02:10 UTC
Permalink
Post by Bodo Mysliwietz
Dabei gibt es in der Region auch zahlreiche kleinere und größere
Ereignisse mit kleinen und großen Feuerwerken. Betrachtet man das ganze
Bundesweit, müßten in so einem Kalender eigentlich 1000de Events
gelistet sein.
Klar, aber so ein Kalender lebt eben von den Informationen, die in
ihne hineingefüttert werden...

Ralph.
Bodo Mysliwietz
2007-05-14 16:39:48 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Post by Bodo Mysliwietz
Dabei gibt es in der Region auch zahlreiche kleinere und größere
Ereignisse mit kleinen und großen Feuerwerken. Betrachtet man das ganze
Bundesweit, müßten in so einem Kalender eigentlich 1000de Events
gelistet sein.
Klar, aber so ein Kalender lebt eben von den Informationen, die in
ihne hineingefüttert werden...
Womit sich glatt die Frage stellt warum es die ausführenden
Pyrotechniker (oder gar die Veranstallter) nicht machen?
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Ralph A. Schmid, dk5ras
2007-05-15 05:22:18 UTC
Permalink
Post by Bodo Mysliwietz
Womit sich glatt die Frage stellt warum es die ausführenden
Pyrotechniker (oder gar die Veranstallter) nicht machen?
Bequemlichkeit? Unwissenheit über die schiere Existenz des Kalenders?
Bodo Mysliwietz
2007-05-15 18:15:06 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Post by Bodo Mysliwietz
Womit sich glatt die Frage stellt warum es die ausführenden
Pyrotechniker (oder gar die Veranstallter) nicht machen?
Bequemlichkeit? Unwissenheit über die schiere Existenz des Kalenders?
Aber vielleicht auch nicht von den Veranstalltern gewünscht?
Wenn bei uns im Nachbarstadtteil (Essen-Steele) "Ruhr in Flammen"
ansteht, kommen an dem WE AFAIK bis 250.000 Besucher zusammen. Eine
halbe Million würde da schon für eine Katastrophe sorgen.
Feuerwerk-guck-Plätze sind am Feuerwerkabend echte Mangelware.

Eine große Wiese an der Ruhr wird z.T. gesperrt, an anderen Uferstellen
stehen reichlich Bäume, anliegende Vereinsgelände sind für die
Öffentlichkeit nicht zugänglich. So Versucht man Teils auf nahe
liegenden natürlichen Erhöhungen, einige 100m entfernt, eine Platz zu
ergattern. Bringt aber auch nicht viel - der Stadtteil hat überall Bäume
(was mich in dem Fall ärgert).
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Ralph A. Schmid, dk5ras
2007-05-16 05:05:26 UTC
Permalink
Post by Bodo Mysliwietz
Bringt aber auch nicht viel - der Stadtteil hat überall Bäume
(was mich in dem Fall ärgert).
Da ist es gut, wenn man sich schon im Vorfeld den Zugang zu einem
geeigneten Flachdach sichern kann. Kontakte zu Hausmeistern,
Schornsteinfegern oder zur Mobilfunkbranche sind hilfreich :)
Bodo Mysliwietz
2007-05-16 16:10:11 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Post by Bodo Mysliwietz
Bringt aber auch nicht viel - der Stadtteil hat überall Bäume
(was mich in dem Fall ärgert).
Da ist es gut, wenn man sich schon im Vorfeld den Zugang zu einem
geeigneten Flachdach sichern kann. Kontakte zu Hausmeistern,
Schornsteinfegern oder zur Mobilfunkbranche sind hilfreich :)
Hihi - oder glatt Freunde/Bekannte in anliegenden Häusern/Hochhäusern
besucht die man sonst nie besucht.
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Thomas Kuchinka
2007-10-01 07:50:49 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Post by Bodo Mysliwietz
Womit sich glatt die Frage stellt warum es die ausführenden
Pyrotechniker (oder gar die Veranstallter) nicht machen?
Bequemlichkeit? Unwissenheit über die schiere Existenz des Kalenders?
Nein, die Antwort ist deutlich einfacher. Es gibt leider zunehmend
"Jung- und Hobbyfeuerwerker", die dann nichts besseres zu tun haben als
die ganzen Veranstalter mit ihren tollen Angeboten zu bombadieren. Der
Feuerwerk-Kalender wird hier ganz einfach zu eigenen Werbezwecken
mißbraucht. Wer will das schon?

Wir schießen beispielsweise ein Feuerwerk für ein Hotel und hinterher
bekommt das Hotel dann 10-20 Angebote irgendwelcher tollen Feuerwerker,
die keiner kennt und die noch nicht mal das Geld haben um einen eigenen
Flyer oder ein vernünftiges Briefpapier drucken zu lassen, zudem keine
Referenzen außer Geburtstagsfeten vorweisen können, und werben dann auch
noch damit, dass Sie deshalb viel billiger sein können wenn sie sich das
alles sparen. Sie brauchen ja auch kein teueres Auto mit
EX/II-Zulassung, weil das ja alles nach Kleinmengenregelung gefahren
werden kann und brauchen auch kein Lager weil Sie ja nur autragsbezogen
ihre Ware bestellen (zum Teuerpreis natürlich), und vieles andere mehr.

Nein, die Profifeuerwerker kennen den Kalender natürlich alle längst,
haben sich aber größtenteils genau aus diesem Grund wieder von ihm
abgewendet und beschränken sich dann meist auf den Eintrag von
Veranstaltungen, die ohnehin bereits überall groß beworben werden und
sehr bekannt sind.
--
Mit freundlichen Grüßen,

Th. Kuchinka

PYROFLASH-Spezialeffekte
http://www.pyroflash.de
Ingo Thies
2007-05-06 15:21:16 UTC
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Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Bei ca. 300-400 m Raumdiagonale Entfernung, geschätzt
anhand der Schallverzögerung (ca. 1 s), entspricht das einem Feuerball
von 3-8 m Durchmesser. Der Knall war nicht nur hörbar (sehr
"voluminös", als mit reichlich "Bass", aber dennoch scharf),
Die Beschreibung liest sich gut.
Wenn ich Feuerballdurchmesser von Atombomben als Basis für die nullte
Näherung nehme, entspräche das einer Satzgröße von größenordnungsmäßig
10 kg TNT-Äquivalent (abhängig davon, ob man die W^0.4- Skalierung aus
"The Effects of Nuclear Weapons" 1977 oder die für konventionelle
Explosionen wohl sinnvollere W^(1/3)-Skalierung). Mit der
Kubikwurzelskalierung mit 1-kT-Nuke als Referenz wären das 8 (acht) bis
150 (hundertfünfzig) kg TNT-Äquivalent. Alles unter der Vorraussetzung
einer symmetrischen Explosion.

Ach ja, die Skalierungsformeln sind universell, gelten also nicht nur
für Nuklearexplosionen, sondern ebenso für konventionelle Explosionen
(ohne Leuchtsterne oder Pyro+Benzinexplosionen a'la Cobra-11 natürlich),
Meteoriten-Airbursts (Tunguska) und sogar Supernovae (nur dass da der
"Feuerball" zur leergefegten Blase im interstellaren Medium wird).
Post by Bodo Mysliwietz
War das vielleicht eine Supernova im Universum ;-)
Nee, Beteigeuze ist in dieser Jahreszeit nicht mehr am Nachthimmel ;-)
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Frage: Wie groß mag wohl diese BK-Ladung gewesen sein?
Vielleicht war es nichtmal ein konventioneller BK-Satz.
Grüße aus dem Iran...?
;-)
Post by Bodo Mysliwietz
Ich weiß nicht was in D so als Obergrenze erlaubt ist. Aber wenn man
einigen Reportagen über internationale Feuerwerkerrei glauben schenken
darf, gehen die Kaliber so weit rauf das Melonen und Kürbis
vergleichsweise klein sind.
Das lässt obige Abschätzung schonmal nicht mehr ganz so absurd erscheinen.
Post by Bodo Mysliwietz
Die Frage aus meiner Sicht wäre folgende. Wie groß kann ein BKS max.
sein um Ihn noch ohne Frühzündung (im Rohr) so hoch zu schiessen?
Bin leider kein Pyrotechniker.
Post by Bodo Mysliwietz
Ob man schräg vom Ufer geschossen hat müßtest Du doch am besten gesehen
haben. Ich zumindest beobachte auch wie und von wo man (alles) abschießt.
Wenn schräg, dann auf mich zu. Bei Distanzen über 100 m ist
stereoskopisches Sehen nicht mehr drin. Aber mein Eindruck war der, dass
die Teile schräg auf mich zu kamen.

Den Abschussort selber konnte ich aufgrund der vielen Leute und einiger
Bäume nicht sehen. Ich meine mich aber zu erinnern, dass normalweise
einer dieser flachen Rheinfrachter genommen wird. Bietet sich schon
deshalb an, weil man alles Feuergefährliche auf dem Wasser hat und erst
nach Installation zum Schauplatz schippern muss.
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Versucht man, die ballistische Flugbahn in ungefährliche
Gebiete (z.B. eines der vielen Gewässer in der Rheinaue) zu lenken,
damit ein etwaiger Blindgänder im Idealfall einfach ins Wasser fällt?
Jups, das meinte ich.
BTW was bleibt eigentlich von normal gezündeten Kugelbomben noch an
Feststoffen übrig? Nur verkohlte klitzekleine Fetzen und Feinstaub (der
Schwefelgeruch war schon ziemlich stark, den habe ich noch nach Stunden
gerochen.
Post by Bodo Mysliwietz
BTW1: Wie war denn der gesamteindruck des Spektakels? Welche Dauer?
Dauer: gute 20 Minuten. Planmäßiger Start 23:05, tatsächlich einige min.
später. Ende gegen 23:30.

Gesamteindruck aus Sicht eines interessierten Laien beeindruckend, aber
ich habe nur wenig Vergleichsmöglichkeiten. IMHO war Rhein in Flammen
2006 noch eine Spur besser (mehr Variationen der Effekte, bessere
Übereinstimmung mit der Musik, zudem bessere Auswahl der letzteren),
aber schwierig zu beurteilen, u.a. wegen anderer Perspektive.

Ungünstig wirkte sich mein Standort auf den Genuss aus: Zwar hatte ich
eine gute Sicht, stand aber zu nahe an irgendeiner Bude, so dass ich
alle 10-30 Sekunden von irgendwelchen Deppen angerempelt wurden, die
sich nicht fürs Feuerwerk zu interessieren schienen, sondern stattdessen
wie aufgescheuchte Ameisen hin und her wuselten.
Post by Bodo Mysliwietz
BTW2: Gibt es eine Seite/Forum wo Feuerwerkevents, möglichst Bundesweit,
zuverlässig und umfangreich eingepflegt sind?
K.A., Kristallgugel fragen. Ich wohne z.T. in Bonn, von daher war das
für mich gerade mal nebenan ;-)
--
Gruß,
Ingo
Thomas Kuchinka
2007-10-01 08:23:11 UTC
Permalink
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Frage: Wie groß mag wohl diese BK-Ladung gewesen sein?
Ich war zwar nicht dabei, aber ich wüßte im Moment keinen Lieferanten
der einen größeren Blitzknall als Kaliber 125 mm im Sortiment hat.
Post by Bodo Mysliwietz
Vielleicht war es nichtmal ein konventioneller BK-Satz.
Ist wohl auszuschließen. ;-)
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Welche Gewichte
bekommt man mit den typischen Abschussrohren maximal in den Himmel
(immerhin muss das Rohr ja den gewaltigen Druck und die Bombe die
Beschleunigung) aushalten.
Unser Problem sind doch nicht die Gewichte, sondern die Schutzabstände
die man kaum noch irgendwo findet! Wir müssen heute 80% von der
Steighöhe absperren, das ist unser Problem. Das schießen ist das
geringste Problem für uns, das können wir.
Post by Bodo Mysliwietz
Ich weiß nicht was in D so als Obergrenze erlaubt ist.
Wir haben im Großfeuerwerk keine Obergrenze, die ergibt sich immer ganz
zwangsläufig aus dem vorgeschriebenen Schutzabstand im Umkreis. Sonst
könnten wir auch noch Kaliber 600 mm schießen. Aber wo kann ich bitte
550 m im Umkreis absperren??? (Und nur nebenbei - wer würde solche
Kaliber dann noch bezahlen?). Früher, nach den alten Schutzabständen
sind wir zumindest noch bis Kal. 300 mm gekommen, dann war Schluß. Heute
mit den neuen Schutzabständen ist leider meist schon bei Kal. 100 bis
125 mmm Schluß. Wir haben vielleicht noch zwei Feuerwerke im Jahr wo der
Platz noch bis Kaliber 210 mm reicht.
Post by Bodo Mysliwietz
Die Frage aus meiner Sicht wäre folgende. Wie groß kann ein BKS max.
sein um Ihn noch ohne Frühzündung (im Rohr) so hoch zu schiessen?
Wie gesagt, solche Fragen stellen sich für uns Profis aus den oben
genannten Gründen überhaupt nicht. Zudem wäre der Knall auch viel zu laut.
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Schließlich noch: Ich hatte den Eindruck, dass die Kugelbomben nicht
senkrecht vom Abschussschiff (ich vermute, es war ein Frachter, der
vor dem Rheinufer festgemacht hat; oder wurden auch Effekte von Land
aus abgeschossen?), sondern schräg in Richtung der Zuschauer
geschossen wurden. Darauf deutet auch die geschätzte Entfernung hin
(das Rheinufer war nämlich eher 400-500m entfernt, wenn ich meinen
Standort nicht grob falsch in Erinnerung habe).
Natürlich wird nicht immer alles nur senkrecht geschossen, wie sollte
man da den Himmel füllen können wenn alles in das selbe Loch geschossen
wird? Gefächert wird aber meist nicht zum Zuschauer, sondern zur Seite.
Nur wenige und ausgesuchte Effekte werden auch mal ins Publikum geneigt.
Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
Wenn ja, inwieweit gibt es dabei
sicherheitstechnische Bedenken?
Natürlich wird ein schräger Abschuß beim Sicherheitsabstand mit
berücksichtigt.
Post by Bodo Mysliwietz
Man stelle sich vor, eine Kugelbombe
Post by Ingo Thies
zündet nicht planmäßig, sondern erst verspätet, etwa wenn sie sich
bereits dicht über über den Köpfen der Zuschauer oder gar schon am
Boden befindet.
Das ist fast unmöglich. Entweder sie kommt oder sie kommt nicht, aber
sie kommt nicht "verspätet". Wenn Sie nicht kommt, könnte sie allerdings
durch den Aufprall am Boden gezündet werden, wenn der Untergrund fest
ist, also Asphalt o. ä. Da wir aber solche Effekte generell nicht ins
Publikum richten (zumindest ein gut ausgebildeter Pyrotechniker macht
sowas nicht), geht auch hier bei den heutigen Schutzabständen keine
Gefahr mehr für die Zuschauer aus.

Hoffe ich konnte euch ein paar Eurer Fragen beantworten.
--
Mit freundlichen Grüßen,

Th. Kuchinka
PYROFLASH-Spezialeffekte
Thomas
2007-05-16 16:42:34 UTC
Permalink
Hi Ingo.
Post by Ingo Thies
In der Hoffnung, dass noch nicht alle ernsthaften Schreiber und Leser
von der jüngsten Trollinvasion vergrault worden sind
nicht wirklich
Post by Ingo Thies
zu Beginn gab es einen großen Blitzknall-Effekt, der AFAIK sogar der
lauteste Knall im ganzen Feuerwerk war. Der Blitz hinterließ ein
Nachleuchten in meinen Augen von schätzungsweise 1-2 Vollmondscheiben
Durchmesser. Bei ca. 300-400 m Raumdiagonale Entfernung, geschätzt
anhand der Schallverzögerung (ca. 1 s), entspricht das einem Feuerball
von 3-8 m Durchmesser. Der Knall war nicht nur hörbar (sehr "voluminös",
als mit reichlich "Bass", aber dennoch scharf), sondern auch spürbar am
ganzen Körper. Ich bilde mir sogar ein, einen schwachen Windstoß gespürt
zu haben etwa in der Art, wenn man als Beifahrer im Auto sitzt (rechte
Tür/Fenster offen) und der Fahrer die Fahrertür zuschlägt.
Frage: Wie groß mag wohl diese BK-Ladung gewesen sein? Welche Gewichte
bekommt man mit den typischen Abschussrohren maximal in den Himmel
(immerhin muss das Rohr ja den gewaltigen Druck und die Bombe die
Beschleunigung) aushalten.
Die Ladungsgröße kann ich Dir nicht genau sagen (sowas um die 800-1000g
feinstes BKS, wenn ich es recht in Erinnerung habe). Ich gehe stark von
einer Zylinderbombe, Typ "Botte" aus. Kaliber 125mm, etwa 25cm hoch. Bei
der Entfernung kann der Schalldruck wohl noch als "Bauchgrummeln"
wahrgenommen werden aber der Luftzug wahr wohl wirklich ein Luftzug ;)
Post by Ingo Thies
Schließlich noch: Ich hatte den Eindruck, dass die Kugelbomben nicht
senkrecht vom Abschussschiff (ich vermute, es war ein Frachter, der vor
dem Rheinufer festgemacht hat; oder wurden auch Effekte von Land aus
abgeschossen?), sondern schräg in Richtung der Zuschauer geschossen
wurden.
Das würde mich zumindest arg wundern. Senkrecht, oder vom Publikum weg
ist da schon eher angesagt. Allerdings kann der Wind die Bomben durchaus
in Richtung der Zuschauer treiben... zumindest etwas. Dies wird bei der
Berechnung der Sicherheitsabstände seit der letzten Änderung der
Vorschriften auch berücksichtigt. Selbst bei einer erst am Boden durch
den Aufprall zündenden Bombe sollte nichts passieren können... sollte!

Gruß, Thomas
Ingo Thies
2007-08-01 17:26:28 UTC
Permalink
Thomas wrote:

(sorry für sehr späte Antwort)
Post by Thomas
Die Ladungsgröße kann ich Dir nicht genau sagen (sowas um die 800-1000g
feinstes BKS, wenn ich es recht in Erinnerung habe). Ich gehe stark von
einer Zylinderbombe, Typ "Botte" aus. Kaliber 125mm, etwa 25cm hoch. Bei
der Entfernung kann der Schalldruck wohl noch als "Bauchgrummeln"
wahrgenommen werden aber der Luftzug wahr wohl wirklich ein Luftzug ;)
Ich habs mal mit den "Atombombenformeln" aus Wikipedia bzw.
Nuclearweaponarchive nachgerechnet und auf 1 kg auf 100 (letzten
Freitag, Boden-BKS zum Auftakt des Feuerwerks zur Bonner Bierbörse) bzw.
300 Meter (Rhein in Flammen) runterskaliert: Der Luftstoß erreicht
zwischen 0.4 m/s (300 m) und 1.5 m/s (100 m) und dauert einige
Millisekunden. Er fühlte sich in etwa so an, wie der Luftzug, der
entsteht, wenn neben einem eine Tür (z.B. Autotür, wenn man in selbigem
sitzt) zugeschlagen wird. Kommt also hin.
Post by Thomas
Das würde mich zumindest arg wundern. Senkrecht, oder vom Publikum weg
ist da schon eher angesagt. Allerdings kann der Wind die Bomben durchaus
in Richtung der Zuschauer treiben... zumindest etwas. Dies wird bei der
Berechnung der Sicherheitsabstände seit der letzten Änderung der
Vorschriften auch berücksichtigt. Selbst bei einer erst am Boden durch
den Aufprall zündenden Bombe sollte nichts passieren können... sollte!
Bei der Bierbörse war es ziemlich deutlich, dass die Flugparabel über
einem Gewässer zwischen Abschussplatz und Zuschauermenge ihren Gipfel
hatte; alles, was nicht zündet, wäre wg. Luftwiderstand noch deutlich
vor dem zuschauerseitigen Ufer ins Wasser geplumpst. Aber die zwei
Blitzknalle am Boden zum Auftakt des Feuerwerks haben mich schon sehr
erstaunt (ebenso wie das vielfache Echo, u.a. vermutlich vom Post Tower
und diversen Autobahnbrücken) :-)
--
Gruß,
Ingo
Loading...