Discussion:
Großfeuerwerk: Blitzknallbomben am Boden?
(zu alt für eine Antwort)
Ingo Thies
2007-08-01 17:17:20 UTC
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Hi,

Letzten Freitagabend bei einem Feuerwerk in der Bonner Rheinaue (aus
Anlass der Bierbörse): Bevor das eigentliche musiksynchrone Feuerwerk
begann, gab es erstmal einen Blitz und einen mächtigen Wumms _am_
_Boden_, dann eine kleinere Fontäne, und noch ein Blitzbumm am Boden.
Nach ca. 1 min Pause ging dann das eigentliche Feuerwerk los.

Ist das eigentlich üblich, solche dicken Wummer am Boden zu zünden? Ich
als interessierter Laie habe nur eine grobe Vorstellung von der Größe,
aber es war vergleichbar mit den Dingern, die oft (wie auch dieses Mal)
den "Schlussakkord" des Feuerwerks markieren (wie viel ist da drin? 1
Kilo Blitzknallmischung?), aber in ca. 100 m Abstand ("geheimer"
Logenplatz fernab des Trubels, nur durch ein bisschen Wasser vom
Abbrennplatz getrennt) war das Ding so laut, dass ich schon daran
dachte, zwecks Gehörschutz doch etwas weiter weg zu gehen, falls noch
mehr kommen.

Werden die Dinger wirklich auf den Boden gelegt, oder -- was ich vermute
-- zur Vermeidung von Kratern und Brandlöchern (wobei es letztere durch
die Fontänen und Bomben-Abschussrohre aber dennoch gab) auf einem
Gestell, Stab etc.?

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass das keine Frühzündungen waren,
sondern gewollt.
--
Gruß,
Ingo
Bodo Mysliwietz
2007-08-02 15:54:03 UTC
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Post by Ingo Thies
Letzten Freitagabend bei einem Feuerwerk in der Bonner Rheinaue (aus
Anlass der Bierbörse): Bevor das eigentliche musiksynchrone Feuerwerk
begann, gab es erstmal einen Blitz und einen mächtigen Wumms _am_
_Boden_, dann eine kleinere Fontäne, und noch ein Blitzbumm am Boden.
Nach ca. 1 min Pause ging dann das eigentliche Feuerwerk los.
Ist das eigentlich üblich, solche dicken Wummer am Boden zu zünden?
K.A. - habe ich noch nicht so erlebet. Ich kenne das lediglich als
Höhenschuß, entweder zum Aufmerksam machen (Hallo gliech gibts
Feuerwerk) oder halt als finaler Abschluß.
Post by Ingo Thies
den "Schlussakkord" des Feuerwerks markieren (wie viel ist da drin? 1
Kilo Blitzknallmischung?),
mag ich nicht glauben.
Post by Ingo Thies
aber in ca. 100 m Abstand ("geheimer"
Logenplatz fernab des Trubels, nur durch ein bisschen Wasser vom
Abbrennplatz getrennt) war das Ding so laut, dass ich schon daran
dachte, zwecks Gehörschutz doch etwas weiter weg zu gehen, falls noch
mehr kommen.
Erinnert mich an Feuerwerke an der ital. Adria als unsere Tochter nur
wenige Lenze zählte.
Das erste Feuerwerk was sie dort erlebte war auch gleich von der
ausgewachsenen Art, so dass wir in die "geschlossene" Strandbar mit Ihr
flüchten mußten. In den folgenden Jahren konnten wir Sie nur noch mit
gekapseltem Gehörschutz zu Feuerwerken bewegen - hat Ihr so aber
sichtlich gefallen. Nur einige Passanten guckten verdutzt auf die dicken
Mickey-Maus-Ohren.
--
Glück Auf - Bodo Mysliwietz
----------------------------------------
http://www.labortechniker.de/
Ingo Thies
2007-08-07 15:14:05 UTC
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Post by Bodo Mysliwietz
Post by Ingo Thies
den "Schlussakkord" des Feuerwerks markieren (wie viel ist da drin? 1
Kilo Blitzknallmischung?),
mag ich nicht glauben.
Ich erinnere mich, hier mal was von 800-1000g gelesen zu haben (Typ
"Botte" oder so ähnlich). Kaliber 20 cm oder so.

Der Knall war jedenfalls sehr beeindruckend, so dass ich nicht glauben
mag, dass da weniger drin war.
Post by Bodo Mysliwietz
Erinnert mich an Feuerwerke an der ital. Adria als unsere Tochter nur
wenige Lenze zählte.
Das erste Feuerwerk was sie dort erlebte war auch gleich von der
ausgewachsenen Art, so dass wir in die "geschlossene" Strandbar mit Ihr
flüchten mußten. In den folgenden Jahren konnten wir Sie nur noch mit
gekapseltem Gehörschutz zu Feuerwerken bewegen - hat Ihr so aber
sichtlich gefallen. Nur einige Passanten guckten verdutzt auf die dicken
Mickey-Maus-Ohren.
Wie heißt es doch so schön? Cogito ergo bumm ;-)
--
Gruß,
Ingo
Thomas Kuchinka
2007-10-01 08:34:20 UTC
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Post by Ingo Thies
Hi,
Letzten Freitagabend bei einem Feuerwerk in der Bonner Rheinaue (aus
Anlass der Bierbörse): Bevor das eigentliche musiksynchrone Feuerwerk
begann, gab es erstmal einen Blitz und einen mächtigen Wumms _am_
_Boden_, dann eine kleinere Fontäne, und noch ein Blitzbumm am Boden.
Nach ca. 1 min Pause ging dann das eigentliche Feuerwerk los.
Ist das eigentlich üblich, solche dicken Wummer am Boden zu zünden?
Sowas macht man eigentlich nur, wenn der Sicherheitsabstand für den
Abschuß einer Blitzknall-Bombe nicht vorhanden ist. Inzwischen gibt es
aber auch Blitzknallbomben in kleineren Kalibern als noch vor ein paar
Jahren. Sozusagen speziell für die neuen, deutschen Sicherheitsabstände. :-)
Post by Ingo Thies
Ich
als interessierter Laie habe nur eine grobe Vorstellung von der Größe,
aber es war vergleichbar mit den Dingern, die oft (wie auch dieses Mal)
den "Schlussakkord" des Feuerwerks markieren (wie viel ist da drin? 1
Kilo Blitzknallmischung?),
1 Kg? Das wäre wohl ein Atombombensimulator. Nein, da reichen nur wenige
Gramm von.
Post by Ingo Thies
aber in ca. 100 m Abstand ("geheimer"
Logenplatz fernab des Trubels, nur durch ein bisschen Wasser vom
Abbrennplatz getrennt) war das Ding so laut, dass ich schon daran
dachte, zwecks Gehörschutz doch etwas weiter weg zu gehen, falls noch
mehr kommen.
Da reichen schon so 10 bis 15 g. Entscheidend ist vielmehr das WIE beim
Zünden.
Post by Ingo Thies
Werden die Dinger wirklich auf den Boden gelegt, oder -- was ich vermute
-- zur Vermeidung von Kratern und Brandlöchern (wobei es letztere durch
die Fontänen und Bomben-Abschussrohre aber dennoch gab) auf einem
Gestell, Stab etc.?
Kommt auf den Untergrund an. Ein netter Pyrotechniker legt einen
Stahlmörser unter.
--
Mit freundlichen Grüßen,

Th. Kuchinka
PYROFLASH-Spezialeffekte
Ingo Thies
2007-10-01 16:04:00 UTC
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Moin Thomas,
Post by Thomas Kuchinka
Sowas macht man eigentlich nur, wenn der Sicherheitsabstand für den
Abschuß einer Blitzknall-Bombe nicht vorhanden ist. Inzwischen gibt es
Hmm, die Kugelbomben hatten zwar weniger Wumms, dafür aber einen
erheblichen Streuradius. Brauchen die wirklich weniger Abstand als BKS,
die hauptsächlich nur Lichtblitz und Druckwelle erzeugen (und solange
letztere unterhalb von ca. 10 kPa bleibt, platzen auch keine
Trommelfelle; bei 1 kg entspricht das <20 Metern Abstand)?
Post by Thomas Kuchinka
Post by Ingo Thies
als interessierter Laie habe nur eine grobe Vorstellung von der Größe,
aber es war vergleichbar mit den Dingern, die oft (wie auch dieses Mal)
den "Schlussakkord" des Feuerwerks markieren (wie viel ist da drin? 1
Kilo Blitzknallmischung?),
1 Kg? Das wäre wohl ein Atombombensimulator. Nein, da reichen nur
wenige Gramm von.
Seit wann arbeiten Pyrotechniker mit atomarem Wasserstoff oder gar mit
nuklearem Material? 1 Gramm ist nicht lauter als ein
(Jagd-/Nato-)Gewehrschuss. Das bei der Rheinaue war ein kollossaler und
bassreicher Donnerschlag! Die Lautstärke war gefühlsmäßig deutlich höher
als der eines Blitzeinschlages in der gleichen Entfernung (und ein Blitz
setzt ca. alle 10-100 Meter die Energie von 1 kg TNT frei; ein ganzer
Blitz ist etwa wie 'ne Fliegerbombe). Nee, ein paar Gramm reichen da nie
und nimmer. Wir reden hier nicht von den Blitzknallern, die manche an
Silvester mit Schreckschusspistolen abfeuern.

Ich weiß nicht mehr, wer es war, und bin gerade zu faul, mit Google
Groups zu suchen, aber im Mai meinte jemand hier, die Dinger hätten
typischerweise Kaliber 125 mm (Typ "Botte") und 800-1000 Gramm Ladung.
Leider weiß ich nicht, wie viel das in TNT-Äquivalent entspricht, aber
die meisten Explosivstoffe unterscheiden sich kaum in der Energie, nur in
der (im Fernbereich eher unbedeutenden) Detonationsgeschwindigkeit.
Selbst Schwarzpulver setzt IMO kaum weniger Energie pro kg frei als TNT,
und die stärksten Sprengstoffe auch nicht mehr als doppelt soviel (Fuel-
Air mal ausgenommen).

Zum Vergleich: Wenige Gramm sind ein Kanonenschlag zu Silvester. AFAIK
sind die vor einigen Jahren von 10 auf 6 g kastriert worden; bei ca. 1/3
der Gasmenge und 1/2 der Energie von "richtigen" Sprengstoffen dürfte das
ca. 1 g TNT-Äquivalent entsprochen haben. Die Rheinaue-Teile hatten in
Post by Thomas Kuchinka
100m Abstand eine wesentlich höhere Lautstärke als ein Kanonenschlag
(auch von den größeren alten) in 5m Distanz, was je nach Skalierung der
400- bis 8000fachen Sprengkraft entspricht (Reichweite gleicher Energie/
m^2 skaliert mit W^(1/2), Druckwellen-Isobaren mit W^(1/3)). Und bei
Kugelbomben habe ich schon von Monstern von mehreren hundert Kilogramm
(also quasi Fliegerbomben) gehört.
Post by Thomas Kuchinka
Post by Ingo Thies
aber in ca. 100 m Abstand ("geheimer"
Logenplatz fernab des Trubels, nur durch ein bisschen Wasser vom
Abbrennplatz getrennt) war das Ding so laut, dass ich schon daran
dachte, zwecks Gehörschutz doch etwas weiter weg zu gehen, falls noch
mehr kommen.
Da reichen schon so 10 bis 15 g. Entscheidend ist vielmehr das WIE beim
Zünden.
Nie und nimmer. 10-15 g sind nur unwesentlich mehr als ein großer
Silvesterknaller. Oder wie ein Luftballon mit Knallgas, dessen Zündung
ich in ca. 7 Metern Luftlinie in einem geschlossenen Chemiehörsaal
miterleben durfte. Der Knall von der Rheinaue im Freien war mindestens so
laut (subjektiv fast Schmerzgrenze) wie der des H2/O2-Ballons im Hörsaal!

Ach ja, auch eine Detonation von echtem Sprengstoff im Bereich von
einigen 100 g (evtl. auch mehr) habe ich schon miterlebt, nämlich bei
einer Sprengung eines 40m hohen Schornsteins. Entfernung ca. 100-200
Meter. Der Knall war wesentlich schwächer als in der Rheinaue, aber von
ähnlichem "Bassgehalt"). D.h. evtl. war er von der Stärke vergleichbar,
nur halt durch das Mauerwerk gedämpft.

Zum BKS: Am "wie" der Zündung bei gegebenem Sprengsatz kann man IMHO
eigentlich kaum mehr drehen als die Entfernung zum Publikum und die Höhe
über Grund ("Mach-Effekt" zur Verstärkung der Druckwelle in horizontaler
Richtung; da wären bei 1 kg eine Detonationshöhe von wenigen Metern
optimal). Den Rest regelt der Energieerhaltungssatz ;-)
Post by Thomas Kuchinka
Post by Ingo Thies
Werden die Dinger wirklich auf den Boden gelegt, oder -- was ich vermute
-- zur Vermeidung von Kratern und Brandlöchern (wobei es letztere durch
die Fontänen und Bomben-Abschussrohre aber dennoch gab) auf einem
Gestell, Stab etc.?
Kommt auf den Untergrund an. Ein netter Pyrotechniker legt einen
Stahlmörser unter.
Hmm, ein Mörser ist doch so eine Art Keule. Ich würde eher eine solide
Platte von mind 1mx1m nehmen. Aber auch dann sollte man die Ladung in
gewisser Höhe zünden, damit die Platte keine Dellen (bzw. bei Holz auch
Brandlöcher) bekommt. Und damit der Knall lauter wird (s.o., Mach-Effekt)
;-)
--
Gruß, Ingo
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